Glauben Heute


Angekommen in der Hochschulgemeinde in Würzburg

Mein Hochschulpfarrer in Würzburg bat mich letztens darum, einen Text für den neuen Leitfaden vom Bonifatiuswerk zum Thema Kirchenaustritte zu schreiben. Es ging um die Frage, was bedeutet katholisch sein für junge Menschen. Was bewegt sie in der Kirche zu bleiben. Diesen Text möchte ich gerne mit Ihnen teilen.

Wenn ich in meinem Bekanntenkreis auf Veranstaltungen bei uns in der Hochschulgemeinde hinweise, bekomme ich nicht selten die Antwort „An sich würde ich total gerne teilnehmen, aber mit der katholischen Kirche habe ich wirklich gar nichts am Hut.“ Darauf antworte ich meist, dass das ja gar nicht schlimm, sondern vollkommen nichtig sei. Für uns zählen vor allem die Menschen und nicht deren Religionszugehörigkeit oder ihr Glauben. Aber trotzdem gibt es dann zweifelhafte Blicke und ausweichende Antworten. Solche Gespräche lösen in mir dann immer ein Gefühl der Wut und Hilflosigkeit aus. Ich bin nicht wütend auf die Menschen, die so reagieren. Vielen kann ich es nicht verübeln, dass schon allein das Wort „katholisch“ sie abschreckt. Woher sollen sie in meiner Gemeinde das sehen, was ich sehe? Nein, ich bin wütend darauf, dass dieses Wort Barrieren schafft, die gerade für uns Studierende eigentlich schnell überwindbar wären. Es mangelt selten an Toleranz oder Offenheit, aber die bestehenden Vorurteile müssen auch erst mal mühselig aus dem Weg geschafft werden. Nicht selten wird mir in diesen Gesprächen dann auch die Frage gestellt, wie ich es noch mit mir vereinbaren kann, heutzutage noch katholisch zu sein. Und einen Großteil meiner Jugend habe ich mich das auch selber gefragt. Meine Eltern sind katholisch, aufgewachsen bin ich in einem katholischen Dorf. Das war halt so: Erstkommunion, Ministrant, Firmung. Viele sieht man danach nicht wieder. Und ich habe mich nicht selten gefragt, was mich selber in dieser Gemeinde gehalten hat. War es Pflichtbewusstsein? Sicherlich. Aber vor allem war es Gemeinschaft, Glaube, Zusammenhalt und in schwierigen Phasen auch bedingungslose Unterstützung. Als ich zum Studieren nach Würzburg gezogen bin, kannte ich niemanden, aber ich wusste, wenn ich in die Hochschulgemeinde komme, werde ich höchstwahrscheinlich mit offenen Armen empfangen. Diese Annahme stellte sich als überaus korrekt heraus. Mittlerweile bin ich als studentische Sprecherin Mitglied in der Gemeindeleitung und ich habe die Antwort auf meine Frage, wieso ich geblieben bin und bleiben werde, gefunden: weil ich es genieße diese Hochschulgemeinde zu einen Ort zu machen, an dem man gerne bleiben möchte – und zwar jeder und jederzeit. Ich bleibe, weil ich den Menschen in den am Anfang beschriebenen Gesprächen gerne sage, dass das Leben in einer katholischen Studierendengemeinde anders ist, als sich manche vorstellen und wir alles dafür tun, dass man sich bei uns wohlfühlt. Das hier soll keine Werbeanzeige werden. Ich möchte damit lediglich sagen, dass ich verstehe, wenn man geht, aber ich mich freue, wenn man bleibt und etwas verändert. Und dass gerade in jungen Gemeinden das Wort „katholisch“ eine ganz neue Bedeutung erhält.

 

Sophie Krzyzanowski