Lichtreicher Rosenkranz


Seit dem Mittelalter üblichen Rosenkranzgebet drei große Geheimnisse. Die Geheimnisse des freudenreichen Rosenkranzes umfassen die Geburt Jesu, seine Kindheit und seine Jugend. Die Geheimnisse des schmerzhaften Rosenkranzes betrachteten Leiden und Sterben Jesu, die Geheimnisse des glorreichen Rosenkranzes stellen die Verherrlichung Christi und seiner Mutter in die Mitte. Zwischen freudenreiche und schmerzhafte Geheimnisse hat Papst Johannes Paul II. im Jahre 2002 die von ihm formulierten „lichtreichen Geheimnisse“ eingeführt.

 

In den lichtreichen Geheimnisse werden einige besonders bedeutende Momente des öffentlichen Lebens und Wirkens Jesu ( seine Taufe im Jordan durch Johannes, das Wunder bei der Hochzeit zu Kana, die Verkündigung des Reiches Gottes, seine Verklärung auf dem Berg Tabor und die Einsetzung der Eucharistie beim letzten Abendmahl in Jerusalem) betrachtet.

 

Der lichtreiche Rosenkranz lässt sich als „Gebet der Bewährung“ verstehen: Jesu Sendung bewährt sich in der Öffentlichkeit; die einzelnen Gesätze benennen Ereignisse, die Licht auf Jesu Wirken werfen und zugleich unsere Berufung erhellen, die sich in seiner Nachfolge bewähren soll.

 

 

1. GEHEIMNIS:  Jesus, der von Johannes getauft worden ist

"Damals kam Jesus aus Galiläa an den Jordan zu Johannes, um sich von ihm taufen zu lassen. Johannes aber wollte ihn zurückhalten und sagte: "Ich hätte nötig, von dir getauft zu werden, und du kommst zu mir?" Jesus antwortete ihm: "Lass es jetzt zu; denn so müssen wir alle Gerechtigkeit erfüllen." Da ließ er ihn zu. Als Jesus getauft war, stieg er sogleich aus dem Wasser. Da öffnete sich der Himmel. Er sah den Geist Gottes wie eine Taube herabschweben und über sich kommen. Und eine Stimme aus dem Himmel rief: "Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe." (Mt 3,13-17)

 

Jesus, der unschuldig war, ließ sich aus Gehorsam zu seinem Vater im Jordan von Johannes taufen. Gott schickte den Heiligen Geist in Form einer Taube und hat damit die Welt das erste Mal auf seinen Sohn hingewiesen. Er sagte: "Dies ist mein geliebter Sohn". Genauso wie Gott seinen Sohn liebt, liebt er auch uns und möchte, dass wir zu ihm gehören.

In der Taufe am Jordan stellt sich Jesus in eine Reihe mit Sündern und Versagern. Er tut dies, um zu zeigen, dass Gottes liebende Solidarität auch die schuldig gewordenen Menschen erreicht. Sünde und Versagen erscheinen dadurch in einem neuen Licht: Sie sind kein auswegloses Verhängnis mehr; indem sich Jesus als Sohn Gottes (vgl. Mk 1,11) mit uns auf eine Ebene stellt, macht er deutlich, dass er trennende Grenzen überwindet, dass er uns nicht fallen lässt, sondern Umkehr und Neubeginn ermöglicht. 

 

2. GEHEIMNIS: Jesus, der sich bei der Hochzeit von Kana offenbart hat

"Drei Tage später fand zu Kana in Galiläa eine Hochzeit statt, und die Mutter Jesu war dort. Auch Jesus und seine Jünger waren zur Hochzeit geladen. Als der Wein ausging, sagte die Mutter Jesu zu ihm: "Sie haben keinen Wein mehr." Jesus erwiderte: " Frau, was habe ich nunmehr mit dir zu schaffen" Seine Mutter sagte zu den Dienern: "Tut, was er euch sagt!" Nun standen dort sechs steinerne Wasserkrüge für die bei den Juden übliche Reinigung. Jesus gebot ihnen: "Füllt die Krüge mit Wasser." Sie füllten sie bis zum Rand. Dann sagte er zu ihnen: "Schöpft jetzt davon und bringt es dem Tafelmeister." Als der Tafelmeister das Wasser, das zu Wein geworden war, gekostet hatte rief er den Bräutigam und sagte zu ihm: "Jedermann setzt zuerst den guten Wein vor und erst, wenn die Leute trunken sind, den geringeren. Du hast den guten Wein bis jetzt aufbewahrt." So machte Jesus zu Kana in Galiläa den Anfang mit seinen Zeichen. Er offenbarte dadurch seine Herrlichkeit, und seine Jünger glaubten an ihn." (Joh 2,1-11)

Maria bat ihren Sohn Jesus bei der Hochzeit zu Kana, das Wasser in Wein zu verwandeln, weil die Gäste keinen Wein mehr hatten. Weil seine Mutter Maria an ihn glaubte und ihn so lieb darum gebeten hat, erfüllte er ihr den Wunsch. Und so konnten auch seine Jünger sehen, was die Kraft des Glaubens und der Liebe bei Jesus alles bewirken kann.

Das „Wunder von Kana“ ist Jesu erstes Zeichen für seine göttliche Vollmacht. Es wirft aber auch ein neues Licht auf unsere Aufgabe: Wir sind als Christen in der Rolle der Diener, die die Krüge herbeischaffen sollen, damit durch Jesus das Entscheidende geschehen kann. Dieses Wissen bewahrt mich vor Überforderung: Auch im Glauben „kochen wir nur mit Wasser“. Wichtig ist die Bereitschaft, unsere zerbrechlichen Lebensgefäße vor Jesus hinzutragen, damit er auch an uns das Wunder der Verwandlung wirken kann.

 

3. GEHEIMNIS: Jesus, der uns das Reich Gottes verkündet hat

"Nachdem Johannes eingekerkert war, begab sich Jesus nach Galiläa und predigte das Evangelium Gottes mit den Worten: "Die Zeit ist erfüllt, und das Reich Gottes ist nahe. Bekehrt euch und glaubt an das Evangelium!" (Mk 1,14-15)

Jesus erklärt in seinen Evangelien, dass die Menschen über sich nachdenken sollen. Wenn sie etwas Böses getan haben, verzeiht er ihnen, wenn es ihnen leid tut und sie an ihn glauben. Danach versöhnt Jesus sich wieder mit ihnen und es steht nichts mehr zwischen Jesus und dem Menschen.

Im Auftreten Jesu wird deutlich, wie sehr er mit seiner Person das Kommen der Gottesherrschaft verbindet. In Jesus ist das Reich Gottes schon da, aber es verwirklicht sich nicht in menschlich messbarer Macht, sondern nimmt oft die Form des Verborgenen und Minderwertigen an - bis hin zur Ohnmacht am Kreuz. Dadurch fällt ein neues Licht auf 

unsere Vorstellung von Gott. Er zeigt, wie weit er für die Welt und ihre Menschen geht und dass ihm nichts zu gering ist. Das kann uns Mut machen, wenn unser eigener Glaube oft glanzlos und unscheinbar wirkt.

 

4. GEHEIMNIS: Jesus, der auf dem Berg verklärt worden ist 

 "Etwa acht Tage nach diesen Reden nahm er Petrus, Johannes und Jakobus mit sich und stieg auf den Berg, um zu beten. Während er betete, veränderte sich das Aussehen seines Antlitzes, und seine Kleidung wurde strahlend weiß. Und zwei Männer redeten mit ihm: Mose und Elija. Sie erschienen in Lichtglanz und sprachen von seinem Ende, das er in Jerusalem erfüllen sollte. Petrus und seine Gefährten wurden vom Schlaf übermannt. Als sie dann erwachten, sahen sie seine Herrlichkeit und die beiden Männer, die bei ihm standen. Als diese von ihm scheiden wollten, sagte Petrus zu Jesus: "Meister, es ist gut, dass wir hier sind. Wir wollen drei Hütten bauen: dir eine, Mose eine und Elija eine." Er wußte nicht, was er sagte. Noch während er so redete, kam ein Wolke und überschattete sie. Sie gerieten in Furcht, als sie in die Wolke kamen. Aus der Wolke aber rief eine Stimme: "Das ist mein auserwählter Sohn, auf ihn sollt ihr hören!" (Lk 9,28-35)

Auf dem Berg Tabor erstrahlte die Gestalt Jesu so, wie seine Jünger ihn noch nie gesehen hatten. Sie waren ganz erstaunt und durcheinander. Gott wollte damit den Glanz des ewigen Lebens seinen Freunden zeigen, damit sie auf ihn hören und auch in schwierigen Zeiten das tun, was er sagt Auch sie sollen ein heiligmäßiges Leben führen und nach ihrem Tod auch ein so schönes Leben haben wie Jesus.

Bei der Verklärung sehen die Jünger Jesus in einem neuen Licht. Sie erfahren ihn nicht mehr nur als Lehrer und Weggefährten, sondern als Sohn Gottes, in dem sich Gott selbst unumkehrbar an unser Leben gebunden hat - und dadurch erscheint es in einem neuen Licht: Es ist nicht für den Zerfall und die Vernichtung bestimmt, sondern über den Tod hinaus auf eine Vollendung angelegt, die alle Vorstellungskraft übersteigt. Die Verklärung Jesu blendet unsere oft mühsamen Wege nicht aus, sondern verweist sie auf ihr endgültiges Ziel. 

 

 

5. GEHEIMNIS: Jesus, der uns die Eucharistie geschenkt hat

"Denn ich habe vom Herrn empfangen, was ich euch überliefert habe: Der Herr Jesus nahm in der Nacht, da er verraten wurde, Brot, sprach das Dankgebet, brach es und sprach: "Das ist mein Leib für euch. Tut dies zu meinem Gedächtnis!" Ebenso nahm er nach dem Mahl den Kelch und sprach: "Dieser Kelch ist der Neue Bund in meinem Blut. Tut dies, sooft ihr daraus trinkt, zu meinem Gedächtnis!" Denn sooft ihr dieses Brot esst und aus dem Kelch trinkt, verkündet ihr den Tod des Herrn, bis er kommt. Wer daher unwürdig das Brot isst oder den Kelch des Herrn trinkt, der versündigt sich am Leib und Blut des Herrn." (Kor 11,23-27)

Jesus hat seinen Jüngern seinen eigenen Leib und sein Blut in den Gestalten von Brot und Wein als Stärkung gegeben Damit wollte er auf immer mit ihnen verbunden sein. So will er auch mit uns sein, wenn wir ihn in der Eucharistie empfangen.

„Sie erkannten ihn, als er das Brot brach“ (Lk 24,35). Dass sich Jesus in der elementaren Form von Nahrung verschenkt, macht ihn greifbar und unbegreiflich zugleich: Wir können ihn als „Brot des Lebens“ empfangen. Gleichzeitig dürfen wir im Brotbrechen der Eucharistiefeier immer wieder darüber staunen, dass sich Jesus auch in dem Bruchstückchen unseres Lebens verschenkt. In der Eucharistie erscheint dies alles wieder in einem neuen Licht: Wir dürfen Jesus als den erkennen, der sein Leben mit uns teilt.