Erzengel Michael über dem Eingang des Völkerschlachtdenkmals in Leipzig
Erzengel Michael über dem Eingang des Völkerschlachtdenkmals in Leipzig

29. September „Erzengelfest“

Michael, Gabriel, Rafael

Der Erzengel Michael ist der Schutzpatron der Deutschen. Das geht auf eine Synode im Jahr 813 zurück, auf der Ludwig der Fromme, Sohn Karls des Großen, den Michaelstag anstelle eines Festes des germanischen Gottes Wodan/Odin (gemeingermanisch Wôðanaz) festlegen ließ. Nach dem Zerfall des Karlsreiches leuchtet der hl. Erzengel Michael bei zwei für das Reich lebenswichtigen Entscheidungsschlachten hervor, bei denen Michael nach Auffassung der Sieger zugunsten des ostfränkischen Königreiches in die Geschichte eingegriffen habe: bei den Schlachten an der Unstrut (Riade 933) und auf dem Lechfeld (Augsburg 955).

 

Michael ist ein starker Beschützer, er geleitet die Toten in den Himmel, daher sind viele Friedhofskapellen dem hl. Michael geweiht. Als der Geisterglaube im frühen Mittelalter die Ängste der Menschen bestimmte, wurde Michael als Schutzpatron verehrt, der die Gemeinde Gottes gegen die vom Westen, vom Abend her drängenden Mächte verteidigt. Deshalb wird Michael in den großen Westwerken der -wie Burgen gebauten- romanischen Kirchen lokalisiert, der die Gemeinde schützt.

Die Vorstellung vom deutschen Michel entsteht erst im 17. Jahrhundert. Zuerst ist es der „schreckliche deutsche Michel“, für den der Reiteroberst Michael von Ortraut das Bild abgibt. Im 18. Jahrhundert steht der deutsche Michel für „Bauer“ oder „Schlafmütze“, ein Gutmütiger, Verträumter, eine unpolitische Karikatur, die die politische Situation des in über 300 Staaten zerfallenen Deutschen Reiches spiegelt. Der Michaelistag ist mit Erntebrauchtum am Ende des Sommers verbunden. Der Michaelstag wurde zum Zinstag. Jahrmärkte verbinden sich mit dem Datum, die letzte Garbe trägt seinen Namen.

 

Michael, Gabriel, Rafael haben jeweils die Silbe „El“ in ihrem Namen, sie bedeutet „Gott“, hergeleitet vom hebräischen Elohim, neben Jahwe einer der Gottesnamen. Der Name Michael ist ein Fragesatz und heißt übersetzt „Wer ist wie Gott“. Mit dieser rhetorischen Frage tritt Michael dem abgefallenen Engel „Luzifer“ entgegen, der sich Gott gleich wähnt und stürzt den Widersacher Gottes in den Abgrund. Die Flügel des Engels sind Zeichen dafür, dass ihm der Bereich der Luft, der als Wirkungsbereich des Satans gilt, zugänglich ist. Auf seine himmlische Herkunft verweist das Blau. Die Farbe Gold steht für den göttlichen Ursprung des Engels.

 

Der Name des Erzengels Gabriel wird wie der des heiligen Michael auch im Buch Daniel erwähnt (8,16; 9,21), wo er dem Propheten die Bedeutung von Visionen erschließt und ihm Botschaften von Gott überbringt. Im neuen Testament kündet Gabriel die Geburt Johannes des Täufers (Lukas 1,11-20) und die Geburt Jesu an (Lukas 1,26-28). Sein Name heißt übersetzt „Kraft Gottes“.

Der Erzengel Rafael (=Gott heilt) wird im Buch Tobit erwähnt. Er ist Begleiter des Tobias und heilt diesen von seiner Erblindung. Rafael wird daher neben den „Drei Königen“ zum Patron der Reisenden und gibt dem kirchlichen Rafaels-Werk seinen Namen, das die Auswanderer betreut.