Dezember. Advent. Weihnachten. Keine Zeit im Jahr (selbst der für viele „heilige“ Urlaub nicht) bringt so viel im Menschen zum Schwingen: an Erwartungen, an Vorfreude, auch an Ängsten. Keine Zeit im Kalender sticht so heraus durch seine Bräuche, seinen Schmuck. Und das ist auch gut so. Ich mag die Kritik an gutem Essen, an geschmückten Straßen und Häusern, an den Geschenken nicht; zu viele von denen, die Weihnachten wegen der Äußerlichkeiten gerne kritisieren, lassen es ansonsten das Jahr über „gerne krachen“ und haben dafür auch keinen besseren Grund. Wichtig ist mir: Was macht Weihnachten mit mir, mit Ihnen?
Es gibt in Bezug auf Weihnachten zwei Sorten von Menschen: Da sind zunächst die „von Weihnachten Überrumpelten“, die direkt aus dem Alltag heraus volle Weihnachtsfreude haben. Ihr biblisches Vorbild: die Hirten. In null Komma nichts von den Feldern an die Krippe, ihr Weihnachten beginnt mit dem großen Gloria der Engel. Und es ist gut so.
Dann gibt es die „akribisch auf Weihnachten Vorbereiteten“. Auch die haben ein biblisches Vorbild: die drei Weisen aus dem Morgenland: Stern beobachten, Kamele packen, die richtigen Geschenke besorgen, auf einen langen Weg machen, um anzukommen. Und es ist gut so.
So unterschiedlich Hirten und Könige zur Krippe kommen, eines haben beide Gruppen gemeinsam: Sie lassen sich vom Geschehen im Stall von Betlehem verwandeln. Von den Hirten heißt es im Lukasevangelium (2,20): „Die Hirten kehrten zurück, rühmten Gott und priesen ihn für alles, was sie gehört und gesehen hatten, so wie es ihnen gesagt worden war.“ Und das Matthäusevangelium erzählt von den Weisen: „…zogen sie auf einem anderen Weg heim in ihr Land.“ Das, was geschehen ist und von dem Hirten und Weise Zeugen geworden sind, das hat sie verändert. Wie ihr weiteres Leben verlaufen ist, bleibt im Dunkeln, doch wem der Mensch gewordene Gott so nahegekommen ist, bleibt nicht der Alte. Egal, ob Sie und ich „Weihnachts-Überrumpelte“ oder „Weihnachts-Vorbereitete“ sind, wichtig ist, dass wir Jahr für Jahr „Weihnachts-Verwandelte“ werden. Denn auch Ihnen und mir kommt der Mensch gewordene Gott immer wieder so nahe, dass wir nicht die Alten bleiben können. Wie Veränderung aussieht? Das ist so individuell, wie wir Menschen sind. Das bleibt vielleicht auch erst einmal im Dunkeln, doch von einem bin ich überzeugt: Weihnachts-Verwandelte verändern immer auch ein wenig ihr Umfeld: ein klein wenig mehr Gelassenheit, Hilfsbereitschaft, Geduld, kurz und gut: ein wenig mehr Licht!
Michael Tillmann