3. Motorradwallfahrt des Katholischen Militärpfarramtes Torgelow am 23.05.2018


Am 23. Mai 2018 führte das Katholische Militärpfarramt Torgelow seine nunmehr 3. Motorradwallfahrt durch. In diesem Jahr war das Ziel Anklam. Eine vorpommersche Kleinstadt an der Peene.

 

Der Tag begann jedoch erst auf dem Pfarrhof der kath. Kirche zu Viereck mit einem zünftigen Frühstück für alle Teilnehmer. Nachdem sich die Biker für die Fahrt gestärkt hatten, versammelten sich alle in der Kirche für einen geistlichen Impuls zur Wallfahrt. In den "Gedanken zum Auftanken" ging es um Gott als Stützrad auf den Unebenheiten des Lebens - nicht nur auf der Straße. Dann machten sich die 42 Wallfahrer auf den Weg nach Anklam zum Alten Friedhof, um das Grab des Soldaten Matthias Kaiser zu besuchen und an sein Schicksal zu erinnern. Wer war Matthias Kaiser? Matthias Kaiser war ein deutscher Offizier, der am 29. November 1944 im Alter von 23 Jahren von den Nationalsozialisten wegen angeblicher "Feigheit vor dem Feind" hingerichtet wurde. Eigentlich wollte er Priester werden, aber er wurde zum Kriegsdienst eingezogen. Aus seinen christlichen Ansichten machte er gegenüber dem Naziregime keinen Hehl. Seit 1941 kämpfte er als Soldat an der Ostfront und wurde bis zum Leutnant befördert. Was führte nun dazu, dass ein nicht zuletzt wegen seiner Tapferkeit zum Offizier beförderter Soldat, der an der Ostfront drei Mal verwundet wurde, so hart verurteilt wurde? Am 19. Juli 1944 musste Matthias Kaiser nach seiner Rückkehr aus dem Lazarett nach einem Unterkiefersteckschuss eine ihm fremde Kompanie des Jägerregiments 42 übernehmen. Seine Einheit erlitt bei den Rückzugskämpfen im Raum Ostrow erhebliche Verluste. Als die Russen bei hereinbrechender Dunkelheit mit überlegenen Kräften angriffen, konnte Kaisers Kompanie dem Angriff nicht standhalten und wich zwei Kilometer zurück. Hier konnte der Gegner zum Stehen gebracht werden. Zwei Tage später musste sich die Einheit jedoch erneut zurückziehen. In dem ganzen Durcheinander verlor Matthias Kaiser den Anschluss an seine Truppe und meldete sich kurz darauf als versprengter Offizier in Riga und fuhr am Tag darauf zu seinem Regiment zurück. In beiden Fällen wurde dem jungen Offizier "Feigheit vor dem Feind" vorgeworfen. Die Anklage beantragte fünf Jahre Zuchthaus. Am 21. September 1944 verurteilte ein Feldgericht Matthias Kaiser nach nur zehn Minuten Beratung völlig unerwartet zum Tod. Es war die Zeit nach dem 20. Juli, dem Attentat auf Hitler. Seine Schwester berichtete später, dass ihr Bruder Matthias nicht viel übrig hatte für das Naziregime. Seiner Einberufung ist er wohl aus Pflichtbewusstsein und Verantwortungsbewusstsein heraus gefolgt. Damals wünschte er sich ein Kreuz, das mit den griechischen Buchstaben "Phos" und "Zoe" beschriftet war: "Licht" und "Leben". Er trug dieses Kreuz bis zu seinem Tod. Er wurde hingerichtet, weil er sich aufgrund seiner christlichen Überzeugung Feinde geschaffen hatte. Mit seinem Kreuz "Licht und Leben" zog Matthias Kaiser in den Krieg, mit diesem Kreuz schritt er zu seiner Hinrichtung.

Immer wieder kommen Menschen aus seiner Heimatstadt Kronach nach Anklam, um an seinem Grab Blumen niederzulegen. Auf dem Grabstein ist sein Kreuz "Licht und Leben" eingemeißelt.

Mit dieser Wallfahrt wollten wir an diesen Soldaten erinnern, der mutig für seine christliche Überzeugung eintrat und statt der gedankenlosen Durchhaltebefehle bis zum letzten Mann, den Rückzug im aussichtslosen Gefecht befahl, um das Leben seiner Kameraden zu schützen. Über Befehl und Gehorsam stellte er sein Gewissen. Dafür hat er persönliche Nachteile – bis hin zum eigenen Tod – in Kauf genommen. Gerade in Zeiten, in denen in der Bundeswehr viel über Traditionswürdigkeit diskutiert wird, erscheint es angebracht, an Menschen wie ihn zu erinnern.

 

Bernhard Trömer