Christi Himmelfahrt

„Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt" (Mt 28,18-20)

In welchen Himmel ist Jesus eigentlich aufgefahren? Absolut nicht in den "Himmel der Raumschiffe, der Planeten oder der Milchstraßen", wie es Glaubenskritiker unterstellen. Was aber ist dann die Himmelfahrt Jesu? Sie ist die letzte Erscheinung des auferstandenen Christus vor den Jüngern am Ölberg, eine Art endgültiger Abschied von der Welt und ein endgültiges Heimgehen zu seinem Gott und zu unserem Gott. Dieses "Eintauschen in den göttlichen Bereich" wird im Lukasevangelium und in der Apostelgeschichte im Bild einer Wolke dargestellt, die Jesus den Blicken der Jünger entzieht. Die Wolke ist schon im Alten Testament ein Sinnbild zugleich für die unfassbare Nähe, aber auch für die Verborgenheit Gottes.

 

Das bedeutet dann im Blick auf seine Himmelfahrt: Jesus ist endgültig eingetaucht in den göttlichen Bereich. Im Glaubensbekenntnis heißt es dann: "Er sitzt (als Sohn) zur Rechten des Vaters". Das hat aber zur Folge, dass Jesus mit seiner Himmelfahrt alle Nöte und Sorgen der Menschheit und sogar sein und unser ganzes Mensch-sein zum Vater in den Himmel trägt. Gleichzeitig aber bleibt er dennoch bei uns auf der Erde durch den heiligen Geist, den er der Kirche und der ganzen Menschheit als Freund, Tröster und Beistand hinterlassen hat.

 

Aber was bedeutet das für das christliche Gottes- und Menschenbild? Es bedeutet: Der Mensch hat durch Jesus einen direkten Draht zu Gott. Er ist keine "Eintagsfliege", sondern hat Ewigkeitswert. Der Mensch ist dank der Himmelfahrt Christi berufen, immer wieder neu in den göttlichen Bereich einzutauchen. Wenn er das tut, erfährt er Freude, Glück, Trost und Hoffnung ohne Ende. Er ist kein sinnloses Zufallsprodukt der Natur oder der Evolutionsgeschichte. Natürlich ist er rein körperlich-leiblich gesehen vergänglich und verweslich, aber sein ganzer Personkern, seine Einmaligkeit wird endgültig aufgehoben in der Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohn im heiligen Geist.

 

Die Himmelfahrt Christi ist deshalb nichts anderes als das Öffnen einer verheißungsvollen Tür oder das Fest einer ganz großen Hoffnung und Zuversicht, die Festfeier der ewigen Bestimmung und Berufung des Menschen und der eigentliche, der himmlische "Vatertag". Der aber lässt uns schon wie durch ein Fenster einen verstohlenen Blick in den Himmel werfen.

 

Monsignore Richard Distler